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»If you have always done it that way, it is probably wrong.«
Charles Kettering (1876-1958), amerikanischer Erfinder, Ingenieur und Geschäftsmann
Innovationsblog

      
Erfolgsgeheimnisse außergewöhnlicher Unternehmen
Was macht den Erfolg von Google aus?
Mitte der 1990-er Jahre hatten Studenten der Stanford Universität in Kalifornien die Idee, Inhalte im Internet ohne die damals üblichen Webkataloge zu finden. Nach einer ersten Version der neuen Suchmaschine – zunächst noch unter dem Namen „BackRub“ – startete „Google“ dann im September 1998.
Heute hat Google einen Jahresumsatz von mehr als 150 Milliarden Euro und ist eines der bekanntesten Unternehmen weltweit.
Welches Geheimnis steckt hinter dem Erfolg von Google und wie schafft es das Unternehmen, in ganz neue Märkte vorzudringen und sich erfolgreich zu diversifizieren?
Mittlerweile sind unter der Marke Google nicht allein die Suchmaschine und das Werbegeschäft, sondern auch die Videoplattform YouTube sowie die Betriebssysteme Android und Chrome, die Digitalisierung von Büchern, digitale Karten und Verkehrsinformationen sowie eine Mobiltelefonsparte und das Cloudbusiness gebündelt.
Google wird durchgängig auf der jährlich von Forbes und der Boston Consulting Group aktualisierten Liste der innovativsten Unternehmen geführt. Wie kann Google über einen so langen Zeitraum innovativ und erfolgreich sein?
Innovative Unternehmen zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich ständig verändern, neue Ideen ausprobieren sowie neue Produkte und Dienstleistungen auf den Markt bringen. Erfolg entsteht hier durch:
  • den Willen, eigene Ideen und Geschäftsmodelle konsequent weiter zu entwickeln,
  • die Kunden in den Mittelpunkt des unternehmerischen Handelns zu stellen,
  • Diversität und das kontinuierliche Beobachten von Trends.
  
Aber Google ist nicht nur mit seinen Produkten und Services innovativ und erfolgreich, sondern auch für seine Mitarbeiter ein ganz besonderes Unternehmen. Was macht Google zu etwas Besonderem?
Das Selbstbewußtsein des Unternehmens drückt sich bereits durch seinen Namen aus, der von ‚Googol‘ abgeleitet wurde. Das ist eine bereits 1940 eingeführte Bezeichnung für die Zahl zehn hoch einhundert – also eine 1, gefolgt von 100 Nullen. Google durchsucht das World Wide Web und verfolgt damit seine Mission, die Informationen der Welt zu organisieren und allgemein zugänglich und nutzbar zu machen. Die meisten Mitarbeiter fühlen sich durch diese Mission motiviert – es findet sich weltweit kaum ein Arbeitsplatz, wo jeder die Mission tatsächlich kennt und von ihr in einem solchen Maß überzeugt ist wie bei Google.

Wie kaum ein anderes Unternehmen profiliert sich Google mit einem Dreiklang aus Innovation, Mission und Unternehmenskultur. Google besitzt als Marke und als Arbeitsplatz eine besondere Ausstrahlung. Was sind die Säulen für eine so herausragende Positionierung?
  • konsequente Recruitingstrategie mit Fokus auf Diversität und Talent der Mitarbeiter,
  • starke Innovationskultur, die den Mut zum Ausprobieren und auch zum Scheitern fördert,
  • Datenbasierte Entscheidungen auf allen Unternehmensebenen,
  • maximaler Kundennutzen als Maßstab für Projekte und Produkte.
   

Recruiting:
Der Erfolg von Google drückt sich durch die große Zahl besonders talentierter und engagierter Mitarbeiter aus. So erreichen das Unternehmen jedes Jahr rund 2 Millionen Bewerbungen, von denen später weniger als 1 Prozent tatsächlich eine Anstellung erhalten. Eine Voraussetzung dafür ist, dass die individuelle Bewerbung so interessant gestaltet ist, dass sich die Personalabteilung länger als sechs Sekunden (!) mit ihr beschäftigt. Auf diese Weise findet die Personalabteilung nicht allein die besten Fachkräfte, sondern auch Menschen mit besonderem Charakter und hoher Motivation.

Innovationskultur:
Die große Bereitschaft zum Ausprobieren während der Arbeitszeit unterstützt Google mit seiner 80-20-Regel, die bedeutet, dass die Mitarbeiter 80 Prozent ihrer Arbeitszeit für die eigentliche Tätigkeit aufwenden und in 20 Prozent ihrer Arbeitszeit selbstbestimmt Dinge verfolgen können, von denen sie einen Nutzen für das Unternehmen erwarten.

Datenbasierte Entscheidungen:
Kaum ein anderes Unternehmen nutzt Daten als Grundlage für Entscheidungen so konsequent wie Google. Selbst scheinbar nebensächliche Festlegungen werden datenbasiert getroffen: So ist beispielsweise die Zeit in der Warteschlange beim Mittagessen in der Kantine konsequent auf einen Zeitraum von drei bis fünf Minuten ausgerichtet. Eine längere Wartezeit würde Zeitverlust und Verärgerung der Mitarbeiter bedeuten, eine kürzere Zeit macht aber eine Unterhaltung mit zufällig in der Warteschlange stehenden Kollegen kaum möglich.

Kundennutzen:
Beim Kern der Marke – also bei der Suchmaschine – wird deutlich, wie stark Google den Fokus auf seine Anwender und Kunden legt: Die Startseite der Suchmaschine ist auch heute noch werbefrei und ausschließlich auf die Suche ausgerichtet. Es werden dann aber auf die Suchanfragen der Nutzer passende Anzeigen eingeblendet. Damit bleibt Google die von einer großen Mehrheit favorisierte Suchmaschine – demgegenüber erreicht die des Konkurrenten Microsoft in Deutschland einen Marktanteil von nur 3,5 Prozent.

Die Kombination von Innovationsfreude, Mission und Unternehmenskultur ist die Erfolgsformel von Google. Mit ihr entsteht eine Netzwerkkultur, die Ideen und Menschen – auch weit über das Unternehmen hinaus – verbindet: So ist sein Alumni-Netzwerk eine ganz besondere Basis für Begegnungen in der gesamten Welt. Ein ehemaliger Mitarbeiter – in der Firmensprache ein „Xoogler“ – drückte es so aus: „Wenn Du ein Xoogler bist, dann wirst Du in jedem Land, das Du einmal besuchst, einen wirklich netten Menschen kennen“.   
August 2022
Rüdiger Heim
Erfolg und Scheitern großer Unternehmen
Die Geschichte von Kodak und was sich daraus lernen lässt
Kodak wurde 1889 durch den Amerikaner George Eastman in Rochester im Bundesstaat New York gegründet. Das Unternehmen führte als Produktinnovation den Rollfilm ein und entwickelte sich zum größten Hersteller von analogen Filmmaterialien für Fotografen und Filmschaffende. Mit dem Namen Kodak verbinden sich ab den 1950-er Jahren unzählige Erinnerungen an Familienporträts und Urlaubsbilder.
Kodak demokratisierte die Fotografie durch seine preiswerte, qualitativ hochwertige Fotochemie, die zu guten und gleichmäßigen Ergebnissen führte.
Noch 1996 galt Kodak nach den Unternehmen Disney, Coca-Cola und MacDonald’s als eine der wertvollsten Marken weltweit. 16 Jahre später war Kodak insolvent.
Selbst bei einem großen und mehr als einhundert Jahre alten Unternehmen lagen zwischen Erfolg und Scheitern nur wenige Jahre. Wie konnte es dazu kommen?
Eine naheliegende Antwort ist, dass Kodak das Synonym für die analoge Massenfotografie war und sich der Digitalisierung zu vorsichtig öffnete. Aus ähnlichen Gründen scheiterte auch das deutsche Unternehmen Agfa, das gemeinsam mit Kodak und dem japanischen Fotochemie-Hersteller Fujifilm den Weltmarkt dominierte. Heute wird fast ausschließlich digital fotografiert und die Hersteller fotochemischer Produkte haben ihre Geschäftsgrundlage verloren.
Das ist ein Grund für das Scheitern von Kodak – ist die Erklärung aber wirklich so einfach?
Der Umsatz des Unternehmens erreichte 1962 erstmals 1 Milliarde US-Dollar. Zehn Jahre später waren es bereits drei Milliarden und nochmals zehn Jahre danach schon mehr als 10 Milliarden US-Dollar. Im Zeitraum nach 1970 investierte Kodak in seine Forschung und Entwicklung die schwindelerregende Summe von rund 25 Milliarden US-Dollar.
Das Unternehmen wuchs und investierte also kräftig – auch in die Technologie von Digitalkameras. Tatsächlich entwickelte der Kodak-Forscher Steven Sasson bereits 1975 die weltweit erste Digitalkamera, die die seinerzeit führenden CCD-Bildsensoren von Fairchild nutzte.
Diese Kamera hatte insgesamt 16 Batterien und ein Gewicht von annähernd 4 Kilogramm. Für das Anschauen der Schwarz-Weiß Bilder war noch ein spezielles Bildschirmgerät notwendig.
Knapp zwanzig Jahre später war die erste digitale Farbkamera für weniger als 1.000 US-Dollar auf dem Markt – und wieder war es ein von Kodak entwickeltes Gerät.
Das Unternehmen verfügte über Technologien und Kompetenzen, um auch im wachsenden Markt des „digital imaging“ ein Rolle zu spielen. Die disruptiven Veränderungen in diesem Umfeld fanden also nicht ohne Kodak statt.
Die Chronologie des Scheiterns begann aber schon lange Zeit bevor die Digitalfotografie Fahrt aufnahm:
  • Anfang der 1980-er Jahre beschäftigte Kodak rund 145.000 Mitarbeiter und hatte in den USA einen Marktanteil von 90%,
  • das Geschäft mit der Fotochemie war hochprofitabel und sorgte bei einzelnen Produkten für Gewinnmargen bis zu 70%,
  • 1984 lehnte Kodak es ab, Hauptsponsor der olympischen Spiele von Los Angeles zu werden – stattdessen engagierte sich der japanische Konkurrent Fujifilm, dessen Vertriebsnetz und Marktposition quasi „über Nacht“ explodierten,
  • in den 1990-er Jahren investierte Kodak mehr als 1 Milliarde US-Dollar in eine eigene Marktoffensive in China, um von der dort wachsenden Mittelschicht und dem entstehenden Massenmarkt in der Fotografie zu profitieren – allerdings ausgerichtet auf die Analogfotografie.

Kodak stand für die Massenfotografie, war aber in der eigenen Technologie und dem eigenen Geschäftsmodell gefangen.
Das Unternehmen hatte das klassische „Erinnerungsfoto“ von Kindern, Urlaubstagen oder der eigenen Hochzeit perfektioniert: Der Fotograf drückte den Auslöser, der Rest kam von Kodak. Für das Digitalfoto hatte Kodak zwar die Kameratechnologie, aber kein Geschäftsmodell. Das Management des Unternehmens ignorierte die Bedeutung von in Mobiltelefone integrierte Kamerafunktionen. Ab dem Jahr 2000 waren Kyocera und Samsung mit den ersten Mobiltelefonen auf dem Markt, die Kamerafunktionen beinhalteten und das sofortige Teilen der Bilder über Internet-Plattformen wie Flickr, Facebook oder Instagram ermöglichten.
Fotos entstanden digital und wurden auch nicht mehr als Papierabzug produziert, sondern auf Bildschirmen und Monitoren betrachtet. Erinnerungen wurden nicht mehr in Kodak-Fotolaboren entwickelt und danach in Alben eingeklebt; stattdessen wurde Augenblicke geteilt und den Betrachtern sofort zugänglich gemacht.  
Was passierte ab diesem Zeitpunkt mit Kodak?
  • im Zeitraum nach 2003 verloren 47.000 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz,
  • 2011 verkaufte Kodak seine Patente, konnte dafür aber nur 500 Millionen US-Dollar erlösen,
  • 2012 kam es zur Insolvenz.

Das dramatische Scheitern des einstigen Industrie-Riesen konnte nicht verhindert werden obwohl Kodak in die Digitalisierung investierte und bis zur Jahrtausendwende noch Weltmarktführer bei High-End Digitalkameras war.
Aber an dieser Stelle passten die Bekanntheit und Positionierung der Marke Kodak nicht zusammen: Kodak war zwar ein weltweit bekannter Name, in der Wahrnehmung seiner Kunden aber ein Hersteller von Fotochemie und Filmmaterial.
Das Re-Branding des einstigen Weltmarktführers schlug fehl.
Dem Unternehmen fehlte eine zweite Marke im Konzern, die sich im rasch wachsenden Markt der Digitalkameras hätte etablieren können. Es waren aber nicht allein die Produkte und Marken, die Kodak fehlten, sondern vor allem ein neues Geschäftsmodell. Die Digitalisierung der Foto- und Filmindustrie sorgte für echte Disruption: Das Teilen von Fotos und Videos wurde zum neuen Geschäft. Der analoge Film und das gedruckte Bild verschwanden fast gleichzeitig und beraubten Kodak seiner Geschäftsgrundlage.

Der große Konkurrent auf dem Markt der Fotochemie – der japanische Hersteller Fujifilm – nutzte Knowhow und Technologie, um erfolgreich in andere Märkte zu diversifizieren und verdient heute sein Geld mit Kosmetika und Gesundheitsprodukten.
Fujifilm verstand es, das unternehmenseigene Knowhow in Produkte für ganz neue Märkte zu transformieren und macht mittlerweile weniger als 1% Umsatz mit fotochemischen Produkten.
Auch Kodak sah durchaus die störenden Kräfte, die die eigene Branche beeinflussten. Das Scheitern des Marktführers erklärt sich aus dessen Unfähigkeit, die neuen, sich aus dem disruptiven Wandel ergebenden Geschäftsmodelle wirklich zu akzeptieren. Kodak interpretierte die Art und Entwicklung der eigenen Branche falsch und war wegen seines Mangels an strategischer Kreativität nicht in der Lage, auf Marktveränderungen und final auf die Zerstörung des eigenen Geschäftsmodells zu reagieren.
Welche Lehren können Unternehmen aus dem Scheitern eines Unternehmens wie Kodak ziehen?
  • Disruption und Digitalisierung machen geänderte Sichtweisen auf Strategie, Geschäftsmodelle und Innovationsmanagement notwendig,
  • Unternehmen sichern ihre Wettbewerbsvorteile vor allem mit der Bereitschaft zu radikalen und revolutionären Veränderungen,
  • Innovatoren müssen im Unternehmen eine Stimme haben, die laut genug ist, um im Management gehört zu werden,
  • Agilität sollte als Organisationsprinzip und -strategie im Unternehmen akzeptiert sein.
Juni 2022
Rüdiger Heim
Rüdiger Heim | Ingenieurleistungen
(c) EXPERTraining | last Update: 07.02.2023
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